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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 726 mal aufgerufen
 Kanonenfutter
dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

10.04.2005 05:15
Concerto grosso Antworten

Aus menschlichem Atem scheint Ahnung zu flüstern
In hölzern Berührung wird Fleisch nun zu Hort
Entzündet ein summendes Glimmern im Düstern
Gebettet im Klang das allmächtige Wort

Bald züngeln in ewigen Läufen die Geigen
Bald legt sich das Feuer, sie singen im Fluss
Besprühen die Welt im pulsierenden Reigen
Mit Funken aus Licht und dem zärtlichen Kuss

Und während die Töne in Hallen sich winden
Vibrieren die Sinne im Seelenpalast
Im letzten Akkord scheint das Leben zu schwinden
Gefangen im Nachklang, in Stille gefasst


(inspiriert von Vivaldi's Concerto grosso in d-moll)

therzi Offline

Moderator


Beiträge: 186

10.04.2005 23:10
#2 RE:Concerto grosso Antworten

Hallo dora,

früh morgens um fünf servierst Du hier ein großartiges Früh-Stück! Das ist ein heiterer Tagesstart.

Ein wunderschöner vierhebiger Daktylus, mit durchgängigem Auftakt und abwechselnd weiblichen und männlichen Kadenzen, der zu dem musikalischen Thema passend rhythmisch daher kommt.

Zwei Anmerkungen:
S1V2: xXxxxXxxXxxX (Ma-te-ri-e? Ma-ter-je? Bin unsicher, im Zweifelsfalle hast Du Recht, ob wohl es mir nach Umgangssprache aussieht.)
S2V2: da fehlt ein Komma

Um inhaltlich wirklich tief gehen zu können, muss ich mir das Stück wohl erst anhören, denn Du weist ja explizit darauf hin. Vorab aber sei gesagt, dass ich es mag, wie Du zunächst einen Bezug zwischen Musik und Mensch auch körperlich verbildlichst. Ich überlege gerade, ob das Concerto grosso gesungen wird? Es würde die Strophe eins dann sogar von Mensch zu Mensch getragen. Auch Deine züngelnden Geigen (ich empfinde sie oft als lispelnd und säuslend, da kommt mir Deine Wortwahl entgegen) gefallen sehr. Ich könnte jetzt alle Deine Zeilen ohne Kenntnis des Vivaldi-Werkes in Bezug auf Musikgenuss allgemein analysieren, aber ich höre es mir erst einmal an.


Danke vorerst,
liebe Grüße
Anke

dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

11.04.2005 01:16
#3 RE:Concerto grosso Antworten

Hallo Anke

"Materie" habe ich noch nie anders gesprochen oder gehört als "Ma-ter-je"... aber es kann natürlich sein dass ich mich irre. In diesem Falle wird das natürlich ersetzt.

Die Kommas (bzw alle Satzzeichen)habe ich bewusst ausgelassen. Es war ein langes Hin und Her, habe alles mal mit und mal ohne geschrieben, und habe mich dann für ganz ohne entschieden, weil es sonst nur zwei einsame Kommas wären (die armen).

Das Stück wird nicht gesungen. Der Mensch an sich wird hier dargestellt als ein Teil des Instrumentes, oder sein Instrument ein Teil vom Menschen... der Atem ist der erste Ton eines Musikstückes... der Dirigent dirigiert ihn wie einen Auftakt, dort fängt für mich ein Stück an - in der Spannung und dem Zusammenhalt der Musizierenden.

Viel Spass beim Reinhören!

deine dora

therzi Offline

Moderator


Beiträge: 186

11.04.2005 01:28
#4 RE:Concerto grosso Antworten

Liebe dora,


genau an dieser Stelle aber, wäre das Komma angebracht, da es mitten im Vers steht und einfach formell fehlt.

Endungspunktuation sehe ich auch eher offen.

Ich bin hier einfach mal rechtschreibtechnisch und grammatikalisch unbefriedigt .

Sonst... nicht

(Materie ist dann eben dreisilbig, ich sagte ja, dass ich Dir im Zweifel Recht gebe.

Ich hätte sogar einen offenen Bruch gelten lassen , nur nicht in der ersten Strophe.)


LG Anke

dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

11.04.2005 01:37
#5 RE:Concerto grosso Antworten

Bei Vivaldi's mathematischer Perfektion wäre ein noch so kleiner Bruch unentschuldbar. Das Komma wird zur grammatikalischen Befriedigung eingefügt, aber dann auch das zweite... das du nicht gesehen und nicht vermisst hast, weil dessen Fehlen einen anderen Sinn ergibt... nun sind sie beide da...

Danke dir für's kritische Lesen

dora

achja, ps:
das Gedicht ist speziell dem dritten Satz gewidmet...

dopamin86 Offline

Supermoderator

Beiträge: 389

11.04.2005 15:36
#6 RE:Concerto grosso Antworten

Nach meinen fähigen? Deutschkenntnissen und meinem Sprachverständnis müsste es Ma - te - ri - e sein. Das ausgesprochene "Materje" würde ich auf die Alltagssprache schieben, in welcher Ottonormalbürger dieses Wort auf diese Weise aussprechen.


Gruß
dopamin
_______________________________________

Ich bin der Geist, der stets verneint!
Und das mit Recht; denn alles, was entsteht,
Ist wert, daß es zugrunde geht;
Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

--> Faust - Der Tragödie erster Teil

therzi Offline

Moderator


Beiträge: 186

11.04.2005 15:58
#7 RE:Concerto grosso Antworten

Hi dopa,

ja, nach meinem auch! Aber im Online-Duden... ist man natürlich anderer Meinung. (Ich mag den Duden ohnhin nicht.)

Ich hatte da neulich schon so ein Problem bei Feen, dass online angeblich einsilbig ist! da war ich dann ziemlich einsilbig...


Liebe Grüße
Anke

dopamin86 Offline

Supermoderator

Beiträge: 389

11.04.2005 16:46
#8 RE:Concerto grosso Antworten

Was weiß schon ein Computer? Jeder Physiker spricht es so aus, wie ich es beschrieben habe. Ich glaube, da sollten wir mal den Diplom - Germanisten auf die Finger hauen, die diesen Mist veranstaltet haben.

Ich werde auch noch mal nachsehen.


Gruß
dopamin
_______________________________________

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Drum besser wär's, daß nichts entstünde.
So ist denn alles, was ihr Sünde,
Zerstörung, kurz, das Böse nennt,
Mein eigentliches Element.

--> Faust - Der Tragödie erster Teil

dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

11.04.2005 18:55
#9 RE:Concerto grosso Antworten

Oder ich ersetze die "Materie" einfach... siehe oben... danke euch beiden!

dora

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

12.04.2005 05:39
#10 RE:Concerto grosso Antworten

Bezüglich der Materie muss ich mich Dopa anschliessen, wenn Ihr mein Sprachgefühl fragt. Tatsächlich sieht die Darstellung im Duden allerdings ein wenig anders aus. Ich werde heute einmal versuchen, eine Regel diesbezüglich zu finden. Auch für das Gedicht versuche ich später etwas Zeit einzuräumen - derzeit reicht es nicht einmal für das blosse Überfliegen, da ich gleich zur Arbeit huschen muss... soifz*

So, nun also weiter:

Hallo Dora,

manch eine Deiner Formulierungen lässt mich grübeln - das einmal vorweg gestellt. Gleich der Einstieg ist inhaltlich schwierig. Mich lässt er an die Situation vor Konzertbeginn denken, wenn erwartungsvolles Schweigen herrscht, während der Dirigent seinen Stab hebt. Auch die "hölzern Berührung" macht es mir schwer: Das Ansetzen der Geigen, das zurechtrücken der Celli? "Wird Fleisch nun zu Hort"? Damit komme ich gar nicht zurecht - der Körper wird zum Hort = Heimstatt der Musik?
Dem "Entzündet fehlt meiner Ansicht nach ein Bezug: Entzündet sich das Glimmern selbst? Wird es entzündet vom menschlichen Atem oder dem Fleische? Wohl kaum, wenngleich es meiner Ansicht nach grammatikalisch dort so zu finden ist.
Dann folgt gleich das "allmächtige Wort" und ich frage mich, ob Du hier zu Beginn gleich die göttliche Stimme setzen willst, also das Wort des Allmächtigen? Dabei sind wir doch erst beim "summenden Glimmern" - da hätte ich solch einen Gedanken später im Gedicht bzw. im Verlauf der Musik erwartet. So lässt mich die erste Strophe ein wenig ratlos schauen, wenngleich ich den Einstieg klanglich wunderschön finde.
Die zweite und dritte Strophe machen es da leichter und ich kann Dir folgend der Musik lauschen. Da muss nicht Hinterfragt oder Interpretiert werden, es passt einfach so. Einzig "in Stille gefasst" erscheint mir ein wenig wackelig. Automatisch habe ich dort erst einmal lesend ein Komma mir vorgestellt, das "gefasst" auf den Gemütszustand beziehend. Wahrscheinlich schriebst Du es im Sinne von "eingefasst"?

Du siehst, hier fehlen ein paar Antworten, ehe ich ein Gesamturteil abgeben kann. Vorerst bleibt es bei dem Lob für die Rhythmik und den Wortlauf und einer winzig kleinen Rüge für die Reimwahl "flüstern - Düstern", da reines Hochdeutsch ersteres mit sehr kurzem Umlaut, zweiteres mit einem gestreckteren spricht. Wahrscheinlich sehe aber nur ich das so eng, zwinker.

Liebe Grüße
Nina

dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

12.04.2005 13:44
#11 RE:Concerto grosso Antworten

Liebe Nina!

Erstmal vielen Dank für die erste Auseinandersetzung.
Ja, die erste Strophe ist und soll verwirrend sein, da ein jedes Musikstück (im Konzert) mit dem Chaos anfängt und oft direkt viele Eindrücke hinterlässt, welche sich erst im Laufe des Stückes dann vertiefen.
Nun mal Schritt für Schritt:

das erwartungsvolle Schweigen, das Heben des Stabes: genau das ist es.
die hölzern Berührung: hier war zu Anfang eben "Materie berührend wird Fleisch nun zu Hort"... gemeint ist tatsächlich die Wirkung des Instrumentes in der Hand und auf das Gesicht eines jeden Musikanten. Wer selber ein Instrument spielt kennt die Erregung, die diese Berührung bewirkt. Wegen der Betonungsfrage habe ich nun die Berührung hölzern gemacht, um die Geigen (oder alle Streicher und Holzinstrumente) anzudeuten, welche die Mehrheit des Orchesters ausmachen (zumal Vivaldi ja keine Bläser einsetzt in diesem Stück).
"Fleisch wird zu Hort": der Körper der Musiker wird tatsächlich zur Heimstatt der Musik, des (wie im dazugehörigen Reimes) allmächtigen Wortes.
Genau das menschliche Hort, die Berührung, die Spannung entzündet das Glimmern - welches direkt als allmächtige Wort bezeichnet wird.
Das allmächtige Wort hat hier nichts mit der göttlichen Stimme zu tun. Musik als heilend, als universell verstanden, als verbindend und eben allmächtig ist gemeint.

Ich hoffe ich konnte einige Fragen klären.

Zum "in Stille gefasst": tatsächlich ist es im Sinne von "eingefasst", in Stille gefasst wie ein Diamant in Gold (oder ist das wieder eine grammatikalische Flaute??)

Das flüstern - Düstern: ist mir jetzt auch aufgefallen... auch da wird noch Ersatz gesucht. Wie gesagt erlaubt mir Vivaldi's von mir so heiss geliebte Präzision keinerlei wischi-waschi...

dora

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

12.04.2005 14:24
#12 RE:Concerto grosso Antworten

Nein - in Deinem Sinne funktioniert das "gefasst", das ist grammatikalisch in Ordnung. Es ist halt nur diese Dopppeldeutigkeit vorhanden, die ein Nachdenken von mir forderte. Aber Nachdenken soll man bei Gedichten ja.
Im Grossen und Ganzen lag ich also nicht gar so falsch mit meinen fragenden Ansätzen. Der Rest wird durch Deine Erklärung zugänglicher, auch wenn mir "Fleisch nun zu Hort" unverändert als Formulierung nicht wirklich gefällt. Ich bin gespannt, da Du an dieser Strophe noch rummodeln willst.

Vielen Dank und liebe Grüße und vielleicht bis heut Abend?
Nina

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