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Aus menschlichem Atem scheint Ahnung zu flüstern In hölzern Berührung wird Fleisch nun zu Hort Entzündet ein summendes Glimmern im Düstern Gebettet im Klang das allmächtige Wort
Bald züngeln in ewigen Läufen die Geigen Bald legt sich das Feuer, sie singen im Fluss Besprühen die Welt im pulsierenden Reigen Mit Funken aus Licht und dem zärtlichen Kuss
Und während die Töne in Hallen sich winden Vibrieren die Sinne im Seelenpalast Im letzten Akkord scheint das Leben zu schwinden Gefangen im Nachklang, in Stille gefasst
(inspiriert von Vivaldi's Concerto grosso in d-moll)
früh morgens um fünf servierst Du hier ein großartiges Früh-Stück! Das ist ein heiterer Tagesstart.
Ein wunderschöner vierhebiger Daktylus, mit durchgängigem Auftakt und abwechselnd weiblichen und männlichen Kadenzen, der zu dem musikalischen Thema passend rhythmisch daher kommt.
Zwei Anmerkungen: S1V2: xXxxxXxxXxxX (Ma-te-ri-e? Ma-ter-je? Bin unsicher, im Zweifelsfalle hast Du Recht, ob wohl es mir nach Umgangssprache aussieht.) S2V2: da fehlt ein Komma
Um inhaltlich wirklich tief gehen zu können, muss ich mir das Stück wohl erst anhören, denn Du weist ja explizit darauf hin. Vorab aber sei gesagt, dass ich es mag, wie Du zunächst einen Bezug zwischen Musik und Mensch auch körperlich verbildlichst. Ich überlege gerade, ob das Concerto grosso gesungen wird? Es würde die Strophe eins dann sogar von Mensch zu Mensch getragen. Auch Deine züngelnden Geigen (ich empfinde sie oft als lispelnd und säuslend, da kommt mir Deine Wortwahl entgegen) gefallen sehr. Ich könnte jetzt alle Deine Zeilen ohne Kenntnis des Vivaldi-Werkes in Bezug auf Musikgenuss allgemein analysieren, aber ich höre es mir erst einmal an.
"Materie" habe ich noch nie anders gesprochen oder gehört als "Ma-ter-je"... aber es kann natürlich sein dass ich mich irre. In diesem Falle wird das natürlich ersetzt.
Die Kommas (bzw alle Satzzeichen)habe ich bewusst ausgelassen. Es war ein langes Hin und Her, habe alles mal mit und mal ohne geschrieben, und habe mich dann für ganz ohne entschieden, weil es sonst nur zwei einsame Kommas wären (die armen).
Das Stück wird nicht gesungen. Der Mensch an sich wird hier dargestellt als ein Teil des Instrumentes, oder sein Instrument ein Teil vom Menschen... der Atem ist der erste Ton eines Musikstückes... der Dirigent dirigiert ihn wie einen Auftakt, dort fängt für mich ein Stück an - in der Spannung und dem Zusammenhalt der Musizierenden.
Bei Vivaldi's mathematischer Perfektion wäre ein noch so kleiner Bruch unentschuldbar. Das Komma wird zur grammatikalischen Befriedigung eingefügt, aber dann auch das zweite... das du nicht gesehen und nicht vermisst hast, weil dessen Fehlen einen anderen Sinn ergibt... nun sind sie beide da...
Danke dir für's kritische Lesen
dora
achja, ps: das Gedicht ist speziell dem dritten Satz gewidmet...
Nach meinen fähigen? Deutschkenntnissen und meinem Sprachverständnis müsste es Ma - te - ri - e sein. Das ausgesprochene "Materje" würde ich auf die Alltagssprache schieben, in welcher Ottonormalbürger dieses Wort auf diese Weise aussprechen.
Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element.
Was weiß schon ein Computer? Jeder Physiker spricht es so aus, wie ich es beschrieben habe. Ich glaube, da sollten wir mal den Diplom - Germanisten auf die Finger hauen, die diesen Mist veranstaltet haben.
Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, Ist wert, daß es zugrunde geht; Drum besser wär's, daß nichts entstünde. So ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz, das Böse nennt, Mein eigentliches Element.
Bezüglich der Materie muss ich mich Dopa anschliessen, wenn Ihr mein Sprachgefühl fragt. Tatsächlich sieht die Darstellung im Duden allerdings ein wenig anders aus. Ich werde heute einmal versuchen, eine Regel diesbezüglich zu finden. Auch für das Gedicht versuche ich später etwas Zeit einzuräumen - derzeit reicht es nicht einmal für das blosse Überfliegen, da ich gleich zur Arbeit huschen muss... soifz*
So, nun also weiter:
Hallo Dora,
manch eine Deiner Formulierungen lässt mich grübeln - das einmal vorweg gestellt. Gleich der Einstieg ist inhaltlich schwierig. Mich lässt er an die Situation vor Konzertbeginn denken, wenn erwartungsvolles Schweigen herrscht, während der Dirigent seinen Stab hebt. Auch die "hölzern Berührung" macht es mir schwer: Das Ansetzen der Geigen, das zurechtrücken der Celli? "Wird Fleisch nun zu Hort"? Damit komme ich gar nicht zurecht - der Körper wird zum Hort = Heimstatt der Musik? Dem "Entzündet fehlt meiner Ansicht nach ein Bezug: Entzündet sich das Glimmern selbst? Wird es entzündet vom menschlichen Atem oder dem Fleische? Wohl kaum, wenngleich es meiner Ansicht nach grammatikalisch dort so zu finden ist. Dann folgt gleich das "allmächtige Wort" und ich frage mich, ob Du hier zu Beginn gleich die göttliche Stimme setzen willst, also das Wort des Allmächtigen? Dabei sind wir doch erst beim "summenden Glimmern" - da hätte ich solch einen Gedanken später im Gedicht bzw. im Verlauf der Musik erwartet. So lässt mich die erste Strophe ein wenig ratlos schauen, wenngleich ich den Einstieg klanglich wunderschön finde. Die zweite und dritte Strophe machen es da leichter und ich kann Dir folgend der Musik lauschen. Da muss nicht Hinterfragt oder Interpretiert werden, es passt einfach so. Einzig "in Stille gefasst" erscheint mir ein wenig wackelig. Automatisch habe ich dort erst einmal lesend ein Komma mir vorgestellt, das "gefasst" auf den Gemütszustand beziehend. Wahrscheinlich schriebst Du es im Sinne von "eingefasst"?
Du siehst, hier fehlen ein paar Antworten, ehe ich ein Gesamturteil abgeben kann. Vorerst bleibt es bei dem Lob für die Rhythmik und den Wortlauf und einer winzig kleinen Rüge für die Reimwahl "flüstern - Düstern", da reines Hochdeutsch ersteres mit sehr kurzem Umlaut, zweiteres mit einem gestreckteren spricht. Wahrscheinlich sehe aber nur ich das so eng, zwinker.
Erstmal vielen Dank für die erste Auseinandersetzung. Ja, die erste Strophe ist und soll verwirrend sein, da ein jedes Musikstück (im Konzert) mit dem Chaos anfängt und oft direkt viele Eindrücke hinterlässt, welche sich erst im Laufe des Stückes dann vertiefen. Nun mal Schritt für Schritt:
das erwartungsvolle Schweigen, das Heben des Stabes: genau das ist es. die hölzern Berührung: hier war zu Anfang eben "Materie berührend wird Fleisch nun zu Hort"... gemeint ist tatsächlich die Wirkung des Instrumentes in der Hand und auf das Gesicht eines jeden Musikanten. Wer selber ein Instrument spielt kennt die Erregung, die diese Berührung bewirkt. Wegen der Betonungsfrage habe ich nun die Berührung hölzern gemacht, um die Geigen (oder alle Streicher und Holzinstrumente) anzudeuten, welche die Mehrheit des Orchesters ausmachen (zumal Vivaldi ja keine Bläser einsetzt in diesem Stück). "Fleisch wird zu Hort": der Körper der Musiker wird tatsächlich zur Heimstatt der Musik, des (wie im dazugehörigen Reimes) allmächtigen Wortes. Genau das menschliche Hort, die Berührung, die Spannung entzündet das Glimmern - welches direkt als allmächtige Wort bezeichnet wird. Das allmächtige Wort hat hier nichts mit der göttlichen Stimme zu tun. Musik als heilend, als universell verstanden, als verbindend und eben allmächtig ist gemeint.
Ich hoffe ich konnte einige Fragen klären.
Zum "in Stille gefasst": tatsächlich ist es im Sinne von "eingefasst", in Stille gefasst wie ein Diamant in Gold (oder ist das wieder eine grammatikalische Flaute??)
Das flüstern - Düstern: ist mir jetzt auch aufgefallen... auch da wird noch Ersatz gesucht. Wie gesagt erlaubt mir Vivaldi's von mir so heiss geliebte Präzision keinerlei wischi-waschi...
Nein - in Deinem Sinne funktioniert das "gefasst", das ist grammatikalisch in Ordnung. Es ist halt nur diese Dopppeldeutigkeit vorhanden, die ein Nachdenken von mir forderte. Aber Nachdenken soll man bei Gedichten ja. Im Grossen und Ganzen lag ich also nicht gar so falsch mit meinen fragenden Ansätzen. Der Rest wird durch Deine Erklärung zugänglicher, auch wenn mir "Fleisch nun zu Hort" unverändert als Formulierung nicht wirklich gefällt. Ich bin gespannt, da Du an dieser Strophe noch rummodeln willst.
Vielen Dank und liebe Grüße und vielleicht bis heut Abend? Nina
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