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Dieses Thema hat 8 Antworten
und wurde 419 mal aufgerufen
 Herzensdinge
Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

17.02.2005 18:21
Rien ne va plus Antworten

Mit Fliegenblick
aus dem Bernstein heraus
beobachte ich seit Längerem
wie du fleißig Licht
bei einer Anderen verschüttest
und Rosen dort läßt

Mir hast du einen runden Korb
aus den weichen Schatten
der Weiden geflochten
und heimlich vor die Tür gestellt
Verborgen unter einem Tuch
pfeift es ganz gehörig

Aufgezogene Blechvögel
sollen nun Ordnung schaffen
damit nichts, aber auch gar nichts
breitbeinig Wurzeln schlägt
Dabei übersiehst du meine Tonfiguren
Sie haben dich längst begraben

Faites vos jeux

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

17.02.2005 18:58
#2 RE:Rien ne va plus Antworten

Ein phantastisch gelungenes Gedicht, das erst morgen meine gesamte Aufmerksamkeit bekommt!

Atemlos*
Nina

Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

17.02.2005 19:04
#3 RE:Rien ne va plus Antworten

Danke Nina für den Tip


Shila Offline

Gestrandeter

Beiträge: 15

17.02.2005 22:02
#4 RE:Rien ne va plus Antworten

mir gefällt es auch, es kann durch eine freie aber dennoch gezielt gesetzte Sprache überzeugen. Bilder die klingen und doch subtil wirken.

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

18.02.2005 08:35
#5 RE:Rien ne va plus Antworten

Hallo Alma Marie,

hier also wie versprochen, ein kurzer Interpretationsansatz. Ich hoffe, ich zerrede es nicht:

Gleich der Einstieg nimmt mich als Leser gefangen, denn er gibt sehr viel Raum für eigene Gedanken zum Text. Der facettenreiche Fliegenblick wird sofort darauf, kaum hat man diesen vor dem inneren Auge, in Bernstein gebannt. Damit wird das bewegte Bild plötzlich versteinert. Man bekommt eine Vorstellung vom lyr. ich, das jegliche Bewegung des Angebeten verfolgt und dennoch machtlos reglos nur zusehen kann. "Licht verschütten" ist auch eine Formulierung, die gefühlsübertragend wirkt - sie beinhaltet all das Glück, das ein Liebender zu geben vermag und bräuchte unzählige Übersetzungen in einzelne Formeln, wie "beglücken", "verzaubern" etc, um aufgelöst zu werden. Das "Rosen dort lässt" rundet den Vers quasi ab, obwohl das Bild doch so simpel ist - vielleicht auch gerade ob seiner Einfachheit.

Die zweite Strophe baut sich ein wenig rätselhafter auf: Vorerst staunte ich, dass auch dem lyr. Ich etwas überlassen wurde - die Trauer offenbart sich dabei erst in den Schatten und löst sich letztendlich im Pfeifen. Heimlich betont, dass das lyr. Ich überrascht von seinem Unglück wurde, dass aber auch hier wieder gedämpft, fast erstarrt zu sein scheint. Es ist nicht der Schmerz, der durch lautes Weinen zu bewältigen wäre, sondern ein lang anhaltendes dumpfes Gefühl ("weich" - "verborgen unter einem Tuch"). Dennoch wühlt dieser Schmerz. Ein wenig muss ich an das Summen eines Bienenkorbes denken, dass stetig sonor im Ohr erscheint, ohne Laut zu werden. Nur im "Pfeiffen" drückt sich ein wenig das aufgewühlte Innere auf.

Die letzte Strophe ist ein wenig kryptisch gehalten, ist für mich schwer in Worte zu fassen. "Aufgezogene Blechvögel" zeigen wiederum, dass nicht das Leben das lyr. Ich zurück erobert. Vielmehr ist es der Zwang, nicht im Kummer zu vergehen, sondern weiter zu machen - mechanisch und blechern eben. Dennoch soll "Ordnung" einkehren und der Schmerz darf nicht dauerhaft übermannen (nicht "Wurzeln schlagen"). Die "Tonfiguren" könnten Sinnbild für die Flucht in eigene Phantasie bedeuten, was mir inhaltlich nicht behagen könnte. Deutlich wird zumindest, dass nicht die Zuwendung zu einem anderen Geliebten hier die Überhand zu gewinnen vermag, sondern das lyr, Ich mit sich selbst vorerst allein bleibt. Ich meine es als Stimmungsbild zu verstehen, ohne die Übersetzung zu finden.

Was ich gestern beim ersten Lesen empfand, ist stärker geworden: Ein wunderbar phaszinierendes Gedicht habe ich hierin gefunden!

Danke und lieben Gruß
Nina

Sita Minaut Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 56

03.03.2005 19:15
#6 RE:Rien ne va plus Antworten

Bonsoir!
Als erstes dachte ich schon hier erwartet mich ein Gedicht auf Französisch und dann sehe ich deutsche Zeilen - aber diese sind wunderschön. Mir gefallen deine Bilder, ich kann mir das Gedicht sehr gut vorstellen. Außerdem war es sehr leicht und flüssig zu lesen, was die ganze Sache natürlich gleich schöner klingen lässt. Auch schön sind die Verse und deren Gliederung.

Insgesamt überzeugend und nichts von wegen "rien ne va plus"!

biz. Sita

Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

20.03.2005 22:58
#7 RE:Rien ne va plus Antworten

Hallo Nina,

Deine Interpretation hat mich total beeindruckt und überrascht muß ich sagen. Sie trifft absolut ins Schwarze.
Ich kann mich nur herzlich dafür bedanken (auch wenn es etwas spät ist, verzeih mir) und den Hut respektvoll vor dieser Gabe ziehen.

Sei herzlich gegrüßt
Alma Marie


Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

20.03.2005 23:02
#8 RE:Rien ne va plus Antworten

Hallo Shila,

eigentlich ein Spiel mit Metaphern und bin froh verstanden zu werden. Großes Danke für Dein Lob.

Lieben Gruß
Alma Marie

Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

20.03.2005 23:04
#9 RE:Rien ne va plus Antworten

Hallo Sita Minaut,

ein schönes Lob von Dir und ich freue mich darüber. Von Herzen Danke.

Liebe Grüße
Alma Marie

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