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Mit Fliegenblick aus dem Bernstein heraus beobachte ich seit Längerem wie du fleißig Licht bei einer Anderen verschüttest und Rosen dort läßt
Mir hast du einen runden Korb aus den weichen Schatten der Weiden geflochten und heimlich vor die Tür gestellt Verborgen unter einem Tuch pfeift es ganz gehörig
Aufgezogene Blechvögel sollen nun Ordnung schaffen damit nichts, aber auch gar nichts breitbeinig Wurzeln schlägt Dabei übersiehst du meine Tonfiguren Sie haben dich längst begraben
hier also wie versprochen, ein kurzer Interpretationsansatz. Ich hoffe, ich zerrede es nicht:
Gleich der Einstieg nimmt mich als Leser gefangen, denn er gibt sehr viel Raum für eigene Gedanken zum Text. Der facettenreiche Fliegenblick wird sofort darauf, kaum hat man diesen vor dem inneren Auge, in Bernstein gebannt. Damit wird das bewegte Bild plötzlich versteinert. Man bekommt eine Vorstellung vom lyr. ich, das jegliche Bewegung des Angebeten verfolgt und dennoch machtlos reglos nur zusehen kann. "Licht verschütten" ist auch eine Formulierung, die gefühlsübertragend wirkt - sie beinhaltet all das Glück, das ein Liebender zu geben vermag und bräuchte unzählige Übersetzungen in einzelne Formeln, wie "beglücken", "verzaubern" etc, um aufgelöst zu werden. Das "Rosen dort lässt" rundet den Vers quasi ab, obwohl das Bild doch so simpel ist - vielleicht auch gerade ob seiner Einfachheit.
Die zweite Strophe baut sich ein wenig rätselhafter auf: Vorerst staunte ich, dass auch dem lyr. Ich etwas überlassen wurde - die Trauer offenbart sich dabei erst in den Schatten und löst sich letztendlich im Pfeifen. Heimlich betont, dass das lyr. Ich überrascht von seinem Unglück wurde, dass aber auch hier wieder gedämpft, fast erstarrt zu sein scheint. Es ist nicht der Schmerz, der durch lautes Weinen zu bewältigen wäre, sondern ein lang anhaltendes dumpfes Gefühl ("weich" - "verborgen unter einem Tuch"). Dennoch wühlt dieser Schmerz. Ein wenig muss ich an das Summen eines Bienenkorbes denken, dass stetig sonor im Ohr erscheint, ohne Laut zu werden. Nur im "Pfeiffen" drückt sich ein wenig das aufgewühlte Innere auf.
Die letzte Strophe ist ein wenig kryptisch gehalten, ist für mich schwer in Worte zu fassen. "Aufgezogene Blechvögel" zeigen wiederum, dass nicht das Leben das lyr. Ich zurück erobert. Vielmehr ist es der Zwang, nicht im Kummer zu vergehen, sondern weiter zu machen - mechanisch und blechern eben. Dennoch soll "Ordnung" einkehren und der Schmerz darf nicht dauerhaft übermannen (nicht "Wurzeln schlagen"). Die "Tonfiguren" könnten Sinnbild für die Flucht in eigene Phantasie bedeuten, was mir inhaltlich nicht behagen könnte. Deutlich wird zumindest, dass nicht die Zuwendung zu einem anderen Geliebten hier die Überhand zu gewinnen vermag, sondern das lyr, Ich mit sich selbst vorerst allein bleibt. Ich meine es als Stimmungsbild zu verstehen, ohne die Übersetzung zu finden.
Was ich gestern beim ersten Lesen empfand, ist stärker geworden: Ein wunderbar phaszinierendes Gedicht habe ich hierin gefunden!
Bonsoir! Als erstes dachte ich schon hier erwartet mich ein Gedicht auf Französisch und dann sehe ich deutsche Zeilen - aber diese sind wunderschön. Mir gefallen deine Bilder, ich kann mir das Gedicht sehr gut vorstellen. Außerdem war es sehr leicht und flüssig zu lesen, was die ganze Sache natürlich gleich schöner klingen lässt. Auch schön sind die Verse und deren Gliederung.
Insgesamt überzeugend und nichts von wegen "rien ne va plus"!
Deine Interpretation hat mich total beeindruckt und überrascht muß ich sagen. Sie trifft absolut ins Schwarze. Ich kann mich nur herzlich dafür bedanken (auch wenn es etwas spät ist, verzeih mir) und den Hut respektvoll vor dieser Gabe ziehen.
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