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Dieses Thema hat 4 Antworten
und wurde 341 mal aufgerufen
 Herzensdinge
dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

07.03.2005 03:17
Phoenixtraum Antworten

Mein Herzbaumnest hielt stets sein Bild
In Träumen sanft umschlungen
Bis lichtgespickte Frühlingsmild’
Den Liebesdamm bezwungen.

Diamantenblick und Feuerhand
Die Schlangenhoffnung nährten
Um sie in Schmetterlingsgewand
In Zahlen zu bewerten.

In Asche und in Herzgestein
Gefangen – Eiserwachen
Gestützt auf sprödes Traumgebein
Und seelenloses Lachen

Pflück ich den frischen Phoenixtraum
Um bildlos nun ihn fortzutragen –

Beflügelt bunter Lebensbaum,
Im Sturmflug auf, zu neuen Tagen!

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

08.03.2005 12:05
#2 RE:Phoenixtraum Antworten

Hallo Dora,

das begeistert mich sehr, auch wenn Du auf eine tiefergehende Begründung/Auseinandersetzung ein wenig wirst warten müssen. Derzeit lass ich noch die Stimmungsbilder auf mich wirken, geniesse die Sinnsprünge und mag nicht in der Tiefe ergründen.

Ein wenig erstaunt bin ich über Zeile eins der zweiten Strophe - aber jetzt möchte ich nicht einmal dies als positiv oder negativ werten.

Ich melde mich nochmal dazu...

Liebe Grüße
Nina

dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

08.03.2005 14:18
#3 RE:Phoenixtraum Antworten

Hallo Nina!

Lass dir Zeit, das alles ist ganz schön verstrickt... auch S1 Z1 ergibt einen Sinn, nur lasse ich dich das alles erstmal verdauen und dich daran versuchen.

dora

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

15.03.2005 10:24
#4 RE:Phoenixtraum Antworten

Hallo Dora,

hier nun der längst versprochene Versuch, mich inhaltlich mit Deinem Gedicht näher zu beschäftigen und auszudrücken, was die einzelnen Bilder mir im Ansatz zu bedeuten mögen:

Um mich vorzutasten, schaue ich mir kurz Metrik- und Reimschema an. Du wählst den Kreuzreim, wobei "nährten - bewehrten" kein wirklich gelungener Reim für meine norddeutschen Ohren ist. Dieser hält sich auch über die getrennt stehende "vierte" Strophe aufrecht, schafft somit die Verbindung zwischen den Zeilen.

Mein Herzbaumnest hielt stets sein Bild
In Träumen sanft umschlungen
Bis lichtgespickte Frühlingsmild’
Den Liebesdamm bezwungen.

xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx

Hier bin ich nun nach mehrmaligen Lesen unsicher geworden, ob es nicht doch "bezwangen" heissen müsste, da das bezwungen das "haben" verlangte? Die Aussage dieser Strophe scheint mir recht schlüssig: Das lyr. Ich hat sein sein Bild in das Herzbaumnest verbannt. Das vermittelt mir Alter, Abschied, Abschluss mit der Hoffnung, mehr als dies Bild zu erreichen. Doch die Frühlingsmilde vertreibt diese Stimmung und durchbricht den Traum zum Leben. War die Liebe zu ihm bisher passiv und ohne Erfüllung, wird nun dieser abschirmende Damm bewzungen.

Diamantenblick und Feuerhand
Die Schlangenhoffnung nährten
Um sie in Schmetterlingsgewand
In Zahlen zu bewerten.

XxXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx

Der bereits angesprochene Metrikwechsel betont die Zuwendung zum Erleben gegenüber dem bisherigen nur Träumen. Die Hoffnung wird allerdings mit Schlange tituliert, erhält also hier bereits einen Beigeschmack des falschen, listig-hintertückschen. Es werden wohl sein Diamantenblick und die Berührung seiner Hand, Hitze erzeugend, gewesen sein, was die Hoffnung schürte. Statt still in sich zu ruhen, versucht das lyr. Ich nun die Liebe zu erreichen und das Geschehen zu bewerten. Die Genügsamkeit tauscht mit dem Gefühl des nicht genug bekommens.

In Asche und in Herzgestein
Gefangen – Eiserwachen
Gestützt auf sprödes Traumgebein
Und seelenloses Lachen

xXxXxXxX
xXxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXx

In dieser Strophe meine ich, wird die Enttäuschung des lyr. Ich's noch offensichtlicher. Gerade das "Eiserwachen" symbolisiert für mich als Gegensatz zur Vorherigen Hitze die Erkenntnis des Alleingelassensein. Der Traum hat sich nicht erfüllt, ist nur noch "Gebein", also totes Wünschen. Das "seelenlose Lachen" würde ich dem Liebsten zuordnen, dem es an inniger Zuwendung für das lyr. ich mangelt.

Pflück ich den frischen Phoenixtraum
Um bildlos nun ihn fortzutragen

xXxXxXxX
xXxXxXxXx

Die letzten beiden Zweizeilter kommen frischer daher, als die vorangegenanen Vierzeiler. Das liegt wohl auch an der Erhöhung der Silbenzahl - das gedrungene düstere Element wird so aufgehoben. Phoenix, der im Alter verbrannte und verjüngt aus seiner Asche wieder auferstand, spiegelt hier die Wiedergeburt des Traumes. Das lyr. Ich erstarrt nicht im Schmerz, sondern versucht sich erneut daran, zu träumen. Das Pfücken macht diese Entscheidung zu einem aktiven, gewollten und positiv bewerteten Akt. Allerdings bleibt der Traum "bildlos", ohne festgelegte inhaltliche Erwartung.

Beflügelt bunter Lebensbaum,
Im Sturmflug auf, zu neuen Tagen!

xXxXxXxX
xXxXxXxXx

Diese letzten beiden Zeilen bekräftigen die positive Lebenseinstellung des lyr. Ich. Es reisst sich selbst in einer Euphorie fort, gewillt sich dem Leben zu stellen.

Mehr wage ich nicht, zu formulieren, da vieles im Innern zwar erfühlt, mir aber unaussprechlich scheint. Ich bin unverändert mehr als hingerissen von Deinen Formulierungen.

Lieben Gruß
Nina


dora Offline

Moderator

Beiträge: 69

15.03.2005 12:28
#5 RE:Phoenixtraum Antworten

Hallo Nina!

Ich sehe in deinen Kritiken, dass du viel Zeit beim Lesen eines Gedichtes investierst... schon das ist ein Riesenlob an den Verfasser

Im Grossen und Ganzen hast du die Aussage des Gedichtes sehr gut erfasst, hier nun noch einige Details und Bilder... (zugegeben, die Interpretation ist nicht ganz einfach, da ich sehr lange an gewissen Bildern gefeilt habe)

Strophe 1:
Die Frühlingsmilde, die den Liebesdamm zu bezwingen vermag, ist nach wie vor nur im Traum oder in der Vorstellung vorhanden. Dem "bezwungen" fehlt in der Tat ein "haben" - oder ein "können", ein "sollen"... hier habe ich absichtlich alles offengelassen, da es sich in der nächsten Strophe erklärt.

Strophe 2:
Die Schlangenhoffnung, also die falsche, trügerische Hoffnung wird durch den klaren, funkelnden (aber harten) Blick des Gegenübers (Diamantenblick) und die Berührung seiner Hände geschürt. Dieser bewertet aber die Hingabe des lyr. Ich zu Zahlen, nutzt sie zum eigenen Vorteil aus. Durch sein zartes und unschuldiges Aussehen (Schmetterlingsgewand) merkt das lyr. Ich nichts davon.

Strophe 3:
ohne Kommentar, das hast du genau so erfasst, wie es gedacht war...

Strophe 4, Teil 1:
bildlos -> nicht mehr an das Bild des Geliebten gebunden, sondern suchend und offen

Strophe 4, Teil 2:
genau


Wie du siehst, hast du weitgehend alles richtig verstanden... wie schön!

Liebe Grüsse,

dora

ps: wenn du "nährten/bewerten" nimmst passt es besser als "nährten/bewehrten" :)

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