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Dieses Thema hat 10 Antworten
und wurde 613 mal aufgerufen
 Dunkelgrau
nebelregen Offline

Administrator

Beiträge: 34

11.02.2005 22:32
Schwermut Antworten

Schwermut

Fein geschrotet in der Scheu,
keiner Weise rechtens blau
führt dem Zögern eine Brut:
Aufgang kirsch und Ausgang zu,
meinen Herzen Wimpern offen.

Trug verfehlt, am kurzen Satz
und was ihr nicht hört geht ein
angebranntes Fleisch in Hast:
Gottes Tilgung einem Schlaf
einverstand ein Suppengrün.

Ihresgleichen winkt ein Ast
vor den Städten auf dem Blitz,
unsresgleichen tropft Vernunft:
Trag ich Butter auf der Brust,
Zimt und Rosmarin und Zimt.

Paradiesvogel Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 60

12.02.2005 21:43
#2 RE:Schwermut Antworten

Hallo Nebelregen,

nur ein kurzer Kommentar, weil ich nicht viel Zeit habe:
Deine Zeilen lesen sich sehr flüssig.
Das einzige, was mir auffällt: Ist es absicht, dass S2Z2 unbetont beginnt? Das bricht das Schema und ich wüsste nicht warum. Vielleicht klärst du mich ja auf.
Zudem finde ich es ein wenig schade, dass du in S1Z1+2 so ähnliche Schlusswörter benutzt. Ich dachte zunächst, es sollte ein unreiner Reim sein, bis ich entdeckte, dass das Gedicht reimlos ist.

Um diesem Gedicht gerecht zu werden, bräuchte es vermutlich eine umfassende Interpretation, nur leider bin ich wie gesagt im Zeitdruck. Wenn du gerne eine Interpretation haben möchtest sag einfach was. Dann mache ich das die Tage ;)

Paradiesvogel
"Wer nicht ab und zu das Gefühl hat, seine Worte könnten die Welt aus den Angeln heben, der sollte die Finger vom Dichten lassen." (Werner Mitsch)

nebelregen Offline

Administrator

Beiträge: 34

13.02.2005 15:58
#3 RE:Schwermut Antworten

hey "kleiner?" paradiesvogel

danke für die worte.
das "und" ist betont.... sehr sogar.

und es ist einfach reimlos, weil ich meist reimlos dichte, und es hier drum geht, dass nichts passt...

an einer interpretation wäre ich sehr interessiert... ich frag mich was du drunter verstehst :)


anna

wolkenwald Offline

Administrator


Beiträge: 213

13.02.2005 17:13
#4 RE:Schwermut Antworten

Hallo Nebelregen

Schwermut ist ein wunderbarer Titel. Das Werk dazu ist noch besser. Du hast es nämlich geschafft, dass ich absolut keine Ahnung habe, in welchem Zusammenhang das Werk mit dem Titel steht, geschweige denn, dass ich das Chiffre, dass du verwendet hast, knacken hätte können. Das Werk kommt mir beim lesen etwas konfus vor.

In Antwort auf:

Fein geschrotet in der Scheu,
keiner Weise rechtens blau
führt dem Zögern eine Brut:
Aufgang kirsch und Ausgang zu,
meinen Herzen Wimpern offen.

Bildgewaltig und verwirrend zugleich. Wenn ich nur ansatzweise einen Weg finden würde, dass hier zu interpretieren würde ich es auch machen. Das einzige, was mir irgendwie einen Anhaltspunkt gibt ist V.5 meines Herzens Wimpern. Du vergleichst hier die Augen mit dem Herzen. Ein an und für sich schöner Vergleich. Nur dann sind wir auch bereits fertig. Mehr könnte ich hier nicht sagen. Der Synästhesienanteil ist überwältigend. Daraus ein Chiffre zu basteln ist absolut Weltklasse. Zusätzlich erschwert wird das ganze dadurch, dass du eigentlich relativ fröhliche Farben gewählt hast – kirsch wird schätze ich für rot eingesetzt sein, blau gilt zwar als kalter Farbton, ist aber doch eher fröhlich.

In Antwort auf:

Trug verfehlt, am kurzen Satz
und was ihr nicht hört geht ein
angebranntes Fleisch in Hast:
Gottes Tilgung einem Schlaf
einverstand ein Suppengrün.

Hier dasselbe Bild. Ich komm einfach nicht dahinter, was du mit den Strophen sagen willst. Auch hier haben wir wieder die Farbe: grün.
Besonders verwirrt hat mich in diesem Fall aber V.7: und was ihr nicht hört geht ein. Scheint für mich irgendwie etwas Wichtiges darzustellen, eine der Hauptaussagen dieses Werkes darzustellen. Vielleicht soll es auf einen Missstand in der Gesellschaft aufmerksam machen. Vielleicht willst du damit sagen, dass Dinge die nicht gehört werden böse Enden können.

In Antwort auf:

Ihresgleichen winkt ein Ast
vor den Städten auf dem Blitz,
unsresgleichen tropft Vernunft:
Trag ich Butter auf der Brust,
Zimt und Rosmarin und Zimt.

Hier wieder zwei Farben: Zimt und Rosmarin. (zumindest so weit ich weiß sind diese beiden Gewürze auch Farben. Dahinter zu kommen, was du damit sagen willst, habe ich bereits aufgegeben. Jedoch hat mich das Werk irgendwie stark beeindruckt. Gefällt mir auf der ganzen Linie. Dass ich das Chiffre nicht knacke möge man mir verzeihen.

Lg wolkenwald

Paradiesvogel Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 60

13.02.2005 19:31
#5 RE:Schwermut Antworten

Ach Nebelregen, ich weiß doch, dass du meistens reimlos dichtest ;)
Frag mich nicht, welcher Teufel mich geritten hat, als ich sagte, dass das 'und' unbetont ist - sorry. Ist ja ein toller Einstand hier.
Kleiner Paradiesvogel? Wie kommst du darauf?
Und was ich unter einer Interpretation verstehe? Was meinst du denn, auf welchem Stern ich wohne? ;)
Eine Interpretation ist eine Deutung des Inhalts unter Berücksichtigung der Form, denke ich. Oder?
Ich habe übrigens die Interpretation von Wolkenwald noch nicht gelesen...

Fein geschrotet nehme ich jetzt mal wörtlich. Das lyr. Ich ist (vermutlich seelisch) geschrotet worden - seine Seele ist also zerstört. Dies passierte nur aufgrund der Scheu des lyr. Ich`s, als Strafe dafür, dass diese nicht rechtens war. 'Rechtens blau' wohl, weil das lyr. Ich traurig war. Ich englischen sagt man "You make me blue". Das würde ich nun darauf beziehen.
Die Tatsache, dass das lyr. Ich fein geschrotet wurde, , führt dem Zögern eine Brut, denn durch die Misshandlung wurde das lyr. Ich nur noch scheuer. Der Ausgang ist zu, dass heißt, das lyr. Ich kann aus diesem Zustand nicht mehr zurückweichen. Nur der 'Aufgang' - ein Weg? - ist noch da - aber der ist kirschrot. Rot ist immer irgendwie negativ - deutet auf Gefahr hin. Also ist der Aufweg zwar vorhanden, aber gefährlich, zumal die Wimpern des Herzens offen sind und das Herz somit allen Gefahren schutzlos ausgeliefert ist.

Der Trug könnten die Gefahren für den Aufweg sein. Das lyr. Ich macht sich selber nur immer wieder grundlos Angst und sieht daher diesen Weg rot und gefährlich. Die Einsicht hat es aber nicht errungen - daher ist der Trug verfehlt. Er ist am kurzen Satz verfehlt, weil das lyr. Ich sich nicht allzu große Gedanken darüber macht, warum es Angst hat. Es flieht einfach und sagt seinen Mitmenschen, dass ihre Behauptungen eingehen werden, weil sie nicht zuhören. In diesem Zustand werden sie sich verbrennen, sich mit Gottes Einverständnis einen langen Schlaf gönnen --> der Tod?
Auch hier kommt wieder eine Farbe - Suppengrün - vor. Suppengrün würde ich jetzt ausweiten auf Gemüsesuppe, also zum Beispiel Möhrengrün. Grün ist im allgemeinen eine Farbe, die leicht Ekel erzeugt. Also verachtet das lyr. Ich diese Möglichkeit für seine Mitmenschen und drückt sich deshalb so aus.

In diesem Sturm der Möglichkeiten winkt ein Ast. Der Ast könnte den Strohhalm, an den sich die Menschheit klammern kann/soll, darstellen. Vor den Städten winkt dieser Ast. Er winkt nach einem Blitz. Wenn sich also die Menschheit an diesem Ast festhält, wird sie umkommen. Die stürmische Stimmung geht weiter. Unsresgleichen sind die Menschen. Es tropft Vernunft, weil sie sich nicht an diese kleine Überlebenschance klammern.
Mit den letzten beiden Strophen kann ich leider überhaupt nichts anfangen - was soll das heißen? Ich kann nur sehen, dass das wieder alles Farben sind. Aber wie sie im Zusammenhang zum Inhalt stehen und welchen Sinn die Wiederholung des Zimtes hat, verstehe ich leider nicht - entschuldige

Wie das ganze jetzt im Zusammenhang zum Inhalt steht, konnte ich leider nicht herausfinden. Vielleicht klärst du mich ja noch auf :)
Allgemein fand ich dieses Werk sehr interpretationsoffen und hoffe, dies nciht zu sehr ausgenutzt zu haben und ins Blaue interpretiert zu haben.

Danke für die Denkaufgabe am Abend ;)
Lieben Gruß

nebelregen Offline

Administrator

Beiträge: 34

13.02.2005 22:49
#6 RE:Schwermut Antworten

@wolkenwald (ich mag den nick :) )
danke dir.. ja der synästhetische gehalt. der ist sehr wichtig. es ist nämlich eine uneindeutigkeit...

@paradiesvogel
du hast es beinahe :) und großes lob für deine geduld dich hier einen abzutippen.


für alle:
es geht um entscheidungen treffen und lösungen finden.
1. sehr zerrissen /geschrotet, uneins sein.
die scheu sich zu etwas zu entschließen, denn nichts ist rechtens.
das blau ist das aus dem englischen entnommene bild. und wie paradiesvogel sagte, wächst die scheu und unsicherheit.
ein aufgang ist kirsch, istgleich angenehm, interessant-süß (kirsche hat was ganz kleines herbes interessantes). ein ausgang ist zu. das heißt eine mögliche lösung ist gut, der ausgang ungewiss, und da steht die scheu, die den ausgang schließt. das hat zur folge das beiden herzen (beiden alternativen, entscheidung!) die wimpern offenstehen. das heißt. eine perspektive ist von beiden varianten aus möglich.

2. um lösungen zu finden, redet man sich was ein (trug = selbstbetrug) (kurzer satz = wiederholen von gedanken im kopf, um sich was einzureden). das funktioniert nicht
hilfe von "ihr" = außen gibts auch nicht, denn das unbekannte richtige wird weder vom ich noch von den anderen gehört = wahrgenommen.
das führt zu verletzungen und unzufriedenheit (angebrannt), aufgrund schnell (hast) getroffener kompromisse.
die lösung des problems durch die hinwendung an übermächtiges (Gott) führt zu einer ohnmacht. alles wird unbestimmt (ein, ein ein). und man bequemt sich darin. (einverstand) suppengrün = mischmaschillusion eines gültigen(grün) kompromisses.

3.der zustand.
ihresgleichen winkt ein ast = den außenstehenden vermeintlichen helfern ist nicht er ganze umstand bekannt (ast ist ein teil des zweigten ganzen). und das geschieht vor den städten auf dem blitz. der blitz = die wahrheit, die lösung der geistesblitz. die städte sind die ansammlund der menschen... das bedeutet immernoch fern von ihnen liegt ein kleiner teil der lösung.. deswegen können sie dem charakter nicht helfen.
unsresgleichen tropft vernunft. unser = die herzen. istgleich die zwei unvereinbaren dinge die das lyrische ich betreffen. denen tropft vernunft... tränen wegen rationaler einsicht in die emotionale lage:
das ich trägt butter auf der brust, eine feste last, die aber aus einer flüssigkeit enstanden ist (aus den tränen, aus dem schwermut). zimt und rosmarin und zimt, sind die zwei alternativen... die wiederholung von zimt, zeigt das immerwieder hinkehren zum einen dann zum anderen.

schwermut letztenendes. das gewicht spielt hier eine rolle. aber auch das mutfassen, das schwer fällt. das ewige verharren in der unvereinbarkeit von ratio und emotion.

ja.... für die leute dies interessiert.

Nitrogenium Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 69

13.02.2005 23:52
#7 RE:Schwermut Antworten

Oh je... ich habe es woanders versucht zu interpretieren und bin, wie ich gerade sehe, volles Rohr vorbeigerasselt.

Ich schließe mich dem allgemeinen Lob an

Liebe Grüße
Nitro

____________________________________________________
Früher war ich eitel, jetzt bin ich perfekt.
--W.C. Fields

Paradiesvogel Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 60

13.02.2005 23:55
#8 RE:Schwermut Antworten

So ein Mist... ertappt. Musst du dass so breittreten? :P

nebelregen Offline

Administrator

Beiträge: 34

13.02.2005 23:56
#9 RE:Schwermut Antworten

ich entrete es wieder ;)

Paradiesvogel Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 60

14.02.2005 00:01
#10 RE:Schwermut Antworten

Danke!

Alma_Marie_Schneider Offline

Letterntheoretiker

Beiträge: 20

17.02.2005 19:02
#11 RE:Schwermut Antworten

Flüssig und in geheimnisvollen Bildern. Gibt mir viel Raum, das gefällt mir besonders gut.

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