Hallo L,
um es gleich mal vorweg zu nehmen: Dein Werk ist einfach zu lang. In der achten Strophe versprichst Du, dass Du "kein weiteres Wort" mehr verschwenden willst - was mich als Leser erst mal erleichterte. Doch machst danach immer noch sechs weitere lange Strophen weiter - puh...
Inhaltich kommt dabei recht wenig rüber - sicherlich sind einige klare Aussagen zu finden, wie "verwöhntes Einzelkind", "Besserwisser etc., doch rechtfertigen diese wenigen Details kaum die Länge des Gedichtes. Sie führen mich letztendlich auch nicht zu dem Schlussatz, denn dieses "seid verflucht" masst sich in meinen Augen übertrieben an in Gegenüberstellung mit den dem lyr. Ich zugefügten Übeln. Vom Aufbau her gefällt mir die letzte Strophe zwar - die Betonung der Schlußsequenz ist aufgrund der zusätzlichen Zeile gelungen.
Den durchgängigen Jambus brichst Du an einigen Stellen - ich führe die fraglichen Strophen hier einmal auf:
Doch will ich es hier noch erläutern,
mit etwas mehr Subtilität.
Kapitän, das ist mehr als meutern,
jedes Kommando kommt zu spät.
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
XxX XxXxXx
XxxXxXxX
Ich weiß deine Kindheit war nicht leicht,
das habe ich auch nie geglaubt.
Doch, ob dieses als Ausrede reicht ?
Die wäre wohl ziemlich verstaubt.
xX XxXxXxX
xXxXxXxX
X xXxxXxxX
xXxxXxxX
Auf dich will ich aber jetzt nicht mehr,
eins meiner Worte verschwenden.
Sonst klängen sie nur noch hohl und leer,
drum werde ich dies' hier beenden.
xXxXxxXxX
XxxXxxXx
xXxxXxXxX
xXxxXxxXx
Denn nun bist du dran, dumme Ziege,
ich kann dein Blöken nicht mehr hörn.
Zwar standest du an meiner Wiege
doch das soll mich hier nicht mehr störn.
xXxxXxxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
Immer meintest du recht zu haben
gelesen hast du alles schon.
Ich werd' mich bald an Freiheit laben
und bin nicht länger mehr dein Sohn.
XxXxxXxXx
xXxXxXxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
Du bist ein verwöhntes Einzelkind,
und wirst es auf ewig bleiben.
Du bist so verwöhnt wie Gott den Wind,
verwöhnt mit zeitlosem Treiben.
xXxxXxXxX
xXxxXxXx
xXxxXxXxX
xXxXxxXx
Mein Leben lang' war ich geduldig
und hab's immer wieder versucht.
Nun bin ich keines falls mehr huldig,
und fühl' mich auch weiß Gott nicht schuldig,
schert euch zum Teufel, seid verflucht.
xXxXxXxXx
xXxxXxxX
xXxXxXxXx
xXxXxXxXx
xXxXxXxX
Du siehst, es sind einige, obgleich Du mehrfach versucht hast, den Rhythmus durch grammatikalische Unreinheiten zu halten. Auch diese Satzverdrehungen gefallen mir an diesem Gedicht nicht. Anderes Beispiel: "Du bist so verwöhnt wie Gott den Wind" - hier lässt Du einfach ein Verb fehlen.
Tut mir leid, dass ich zu keinem besseren Gesamturteil zu finden vermag - ich hoffe, Du nimmst es nicht übel.
Liebe Grüße
Nina