Kurze Einführung zum Begriff „Gedicht“
Der Begriff „Gedicht“ wird seit dem 18. Jahrhundert als Bezeichnung für poetische Texte der Lyrik (von Griechisch lyra = Leier) verwendet. Bei dem Gedicht handelt es sich um eine der drei Hauptgattungen der Dichtung (neben Epik und Dramatik). Die Bezeichnung wurde abgeleitet vom Verb "dichten" bzw. vom Nomen "Dichtung".
Ein Gedicht unterscheidet sich von anderen Textarten durch seinen meist hohen Formalisierungsgrad und die Verdichtung der Sprache. Die poetischen Mittel sollten stets dem zu transportierenden Inhalt angemessen gewählt sein.
Zentrale formale Merkmale eines Gedichts sind das Versmaß, der Reim, und die Strophe. Des weiteren kommen in Gedichten sprachliche Stilmittel, wie die Verwendung von Metaphern, Allegorien und Symbolen zur Anwendung. Allerdings sind eine Vielzahl weiterer Stilmittel natürlich maßgeblich, wie man sie zum Beispiel in der experimentellen Lyrik kennt.
Zur kurzen Erläuterung der Begrifflichkeiten:
Versmaß:
Das Versmaß legt den rhythmischen Fluss eines Textes fest. Er ist das Metrum der Sprache, die phonetische Komponente. Dazu gehören Silbenzahl, Akzent, Lautbildung und Tonhöhe, die sich vortragend bilden. Auch Sprachpausen werden durch das Metrikmuster festgesetzt.
Es gibt hier sehr viele Möglichkeiten, in der Grundform Jamben, Trochäen, Daktylen und den Anapäst. Diese Grundmetren formen zusammengesetzte Versfüsse, wie zum Beispiel Blankverse, Alexandriner, Hexameter, Endecasillabo, Pentameter, Knittelverse oder freie Verse. Diese unterscheiden sich in der Folge von Hebungen (betonte Silbe, hier dargestellt als X) und Senkungen (unbetonte Silbe, hier dargestellt als x), dem Betonungsrhythmus der Worte also. Bereits der Duden gibt Hinweise darauf, wie ein Wort zu betonen ist. Nicht eindeutig sind im Sprachgebrauch die einsilbigen Worte. Ihre Betonung richtet sich stets nach dem vorgegebenen Rhythmus auf der Satz- oder Strophenebene.
Kurz und knapp:
Jambus: Der Jambus war ursprünglich ein griechischer Verfuß. Im Deutschen wird er durch eine unbetonte Silbe, der eine betonte folgt gebildet. Muster: xX
Trochäus: Hierbei handelt es sich um ein antikes Versmass, dass im Deutschen durch die Abfolge betonte Silbe, unbetonte Silbe gebildet wird. Muster: Xx
Daktylus: Ursprünglich der Versfuss des antiken Epos. Im deutschen wurde er im Minnesang und dann wieder seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich. Auf eine betonte Silbe folgen zwei unbetonte. Muster: Xxx
Anapäst: Interessanterweise abgeleitet vom griechischen " anapaiein" = zurückschlagen. Auf zwei unbetonte Silben folgt eine betonte. Muster: xxX
Blankvers: Hierbei handelt es sich um einen fünfhebigen Jambus ohne Zäsur (Sprechpause) und Reim. Muster: xXxXxXxXxX(x)
Alexandriner: Ein zwölf- oder dreizehnsilbiger Vers aus sechs Jamben und mit einer mit einer Diärese nach der dritten Hebung. Muster: xXxXxXxXxXxX(x)
Hexameter: Der Hexameter ist das klassische Versmaß des Epos. Er setzt sich aus sechs Daktylen zusammen. Muster: XxxXxxXxxXxxXxxXxx
Endecasillabo: Hierbei handelt es sich um den Elfsilber, wie er in der klassischen Form des Sonetts verwendet wird. Muster xXxXxXxXxXx
Pentameter: Das Pentameter ist ein sechshebiger Versfuss mit einer Zäsur nach der dritten Hebung. Er setzt sich aus Daktylen zusammen, die vor der Zäsur und zum Versende um eine betonte Silbe ergänzt werden. XxxXxxX XxxXxxX
Knittelvers: Dieser war im 16. Jahrhundert sehr beliebt, findet sich zum Beispiel in Goethes Faust. Man unterscheidet den sogenannten strengen vom freien Knittel. Der strenge Knittel ist ein meist alternierender acht- oder neunsilbiger Vierheber, wie ihn am kunstvollsten Hans Sachs verwandte. Im freien Knittel hingegen herrscht Füllungsfreiheit, d.h. es können mehrere Senkungen aufeinander folgen, oder auch ganz wegfallen (= Hebungsprall), Der freie Knittel kann aus bis zu 15 Silben bestehen.
Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Thematik "Metrik" findet Ihr hier: http://27302.homepagemodules.de/t200f17_...as_ist_das.html
Reim:
Hierbei handelt es sich um die lautliche Angleichung am Beginn oder Ende von Versen. Er tritt meist als Stabreim(Alliteration), Paarreim, Kreuzreim, umarmender Reim, Innenreim, Kehrreim oder Schüttelreim in Erscheinung. Man unterscheidet reine und unreine Reime: Ein reiner Reim zeichnet sich durch Lautgleichheit ab der letzten betonten Silbe eines Wortes ab. Bei einem unreinen Reim wird lediglich ein ähnlicher Lautklang gebildet.
Kurz und knapp:
Stabreim: Der Stabreim ist das älteste Formprinzip der altgermansichen Dichtung. Dieser ist weitgehend durch den Endreim verdrängt worden. Den Stabreim kennzeichnet die Übereinstimmung der Anfangslaute zweier oder mehrerer betonter Silben (z. B. Haus und Hof). Ein Stabreim schafft Sinneinheiten und schafft Betonungen.
Paarreim: Hierbei handelt es sich um einen Endreim, bei dem jeweils zwei aufeinanderfolgende Zeilen reimend gestaltet werden. (Schematisch AA,BB,CC...)
Kreuzreim: Dieser reimt kreuzend erste und dritte Zeile sowie zweite und vierte. (Schematisch ABAB)
Umarmender Reim: Beim umarmenden Reim umschließt ein Reim einen anderen. (Schematisch ABBA)
Innenreim: Beim Innenreim stehen die Reimwörter innerhalb einer Zeile. (Schematisch kaum darzustellen, aber ich werde im Faden zu den Formen darauf weiter eingehen.)
Kehrreim: Es wird am Strophenende eine Zeile regelmäßig wiederholt. Häufig verwendet wird diese Reimform beispielsweise in Volksliedern.
Schüttelreim: Die Konsonanten vor den zwei Reimvokalen der ersten Zeile werden in umgekehrter Reihenfolge in der zweiten Zeile wiederholt. (Beispiel.: Wir brauchen eine heile Welt, die auch noch eine Weile hält.)
Strophe:
Mittels der Strophe erfolgt die Gliederung eines Gedichtes. Sie bündelt meist auch inhaltliche Einheiten und sorgt für eine sichtliche Ordnung des Textbildes.
Metapher:
Bei der Metapher handelt es sich um eine rhetorische Figur. Die eigentliche Aussage wird nur durch eine Vorstellung zum Ausdruck gebracht. Es wird mit Bildern gearbeitet. Hierbei besteht keine tatsächliche Beziehung des genutzten Ausdruckes zum eigentlich gemeinten, sondern dieser wird aus einem anderen Bereich entliehen. Dies kann sich auch durch das gesamte Gedicht hinziehen. Metaphern sind teils in den üblichen Sprachgebrauch übergegangen, zum Beispiel das Flussbett.
Darüber hinaus gibt es den metaphorischen Vergleich, der von der Metapher zu unterscheiden ist. Beispiel: Dein Haar gleicht der Sonne und als Metapher: Du bist meine Sonne.
Allegorie: Dies ist die bildliche Umschreibung eines Begriffs, Vorgangs oder Zustandes. Meist wird diese durch Personifikation (z. B. Liebe als Amor oder Tod als Sensenmann,) gebildet.
Symbol: Das Symbol ist aus sich heraus schlüssig und nicht nur bildhafter Ausdruck. Aufgrund der gewachsenen Sprache und kultureller Verbundenheit ist das Symbol ohne weiteres verständlich. Der Ring steht zum Beispiel als Symbol für Verbundenheit, oder Zepter und Krone für die Herrschaft.