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Ich schaute heimlich, etwas ungläubig, auf meine fast unmerklich zitternde Hand. Wie immer, wenn man sich beobachtet fühlt, versuchte sie, ihre Unruhe zu verbergen, krampfte sich noch fester um die Kaffeetasse, als wolle sie diese in einem Scherben- und Tropfenhagel verenden lassen.
Mein Wissen darum, dass ich die Tasse noch brauchen würde, legte der Hand nahe, sich ruhiger zu verhalten: „Entspann’ dich, du verhältst dich auffällig! Du hast doch geübt.“ flüsterte es. Ich schob mit der anderen Hand wie gedankenverloren eine Haarsträhne hinters Ohr, damit die leise Stimme ungehindert ihr Ziel finden konnte. Die Eindringlichkeit des Wunsches erreichte meine Hand, die weißen Flecken an den Knöcheln verschwanden, ihre fahle Gesichtsfarbe näherte sich langsam wieder einem gesünderen Ton. „Ja, so ist es fein!“ Dieses Lob ließ sie freudig erröten und der feuchtkalte Angstschweiß, der zuvor auf ihren Wangenknochen schimmerte, wich einem warmen, sich dem Heiß der Tasse zuwendenden, mehr samtenen Zustand.
Ich blickte wieder auf. Die ernsten Faltenwürfe, in die ich vorsorglich meine Stirn gelegt hatte, ließ ich nun langsam in einen, nachdenklich aber entspannten, sanfteren Seegang gleiten, die Windstärke sank sichtlich. Mein Gesicht spiegelte eine getroffene Entscheidung wieder. Mein noch gedanken-umflorter Blick ließ schon wieder seitliche Einschübe von Energie und Tatkraft blitzen. Mein Mund verlor etwas von der Strenge, die mit dem heftigen Nachdenken einher ging. Ich senkte innerlich noch meine Tonlage, entspannte die Stimmbänder, indem ich unsichtbar gähnte.
Nun wohl gerüstet, performte ich die entscheidenden Sätze, mit der Andeutung einer noch offenen Frage, die ich nun seit zwei Monaten eingeübt hatte.
„So gesehen würde mich die Aufgabe natürlich reizen. Aber glauben Sie mir, Herr Verstetten, es fällt mir nicht leicht, diesen Bereich zu verlassen. Mir sind meine Mitarbeiter doch sehr ans Herz gewachsen und der Gedanke, meine Verantwortungen hier einfach zu übergeben, lässt sich nicht mit Geld aufwerten. Da Sie aber keine Alternative sehen, werde ich wohl Ihr Angebot annehmen. Eine wirklich interessante Aufgabe…“, ich ließ die letzte Silbe ein wenig ansteigen und überließ sie dann meinem Gegenüber.
Schelmisch blinzelte mir mein Daumen zu, als ich anmutig, aber nicht zu elegant die Tasse zum Mund führte.
mir gefällt es. du beschreibst etwas, was sich ungefähr in einer zeitangabe von ein bis zwei minuten abspielt. durch die akribische beschreibung baust du eine starke spannung auf. das wird noch dadurch verstärkt, dass sich der leser fragt, was das überhaupt alles soll. es werden letztendlich wenige informationen gegeben. nur, dass sich jemand an eine kaffeetasse krallt. man weiß nicht wo und warum. die pointe ist sehr gelungen. das gespräch mit dem chef und das darlegen eines anliegens ist bis zum letzten hinausgezögert.
eventuell trägst du zu beginn schon ein wenig zu doll auf, was die beschreibung anbelangt. und das wort "performen" will mir auch nicht so wirklich gefallen. es erinnert mich an eine show. (nur kleinichkeiten)
gruß barfly __________________________________________________ Klecksographie macht süchtig. das ist das einzige Verrückte daran.
danke für das Lob . Ist doch mein erstes Prosawerk... Zumindest seit meiner Schulzeit.
Ja, vielleicht trage ich zu Anfang dick auf, aber dadurch hoffe ich zu erreichen, dass der Leser gleich in diesen inneren Diskurs hineinrutscht. Wie hier jemand seine Körpersprache in den Griff bekommt, nämlich und selbst Kleinigkeiten penibel beachten möchte. Gleichzeitig lasse ich den Protagonisten das ganze quasi beobachten, damit man besser "mitkommt".
Du hast das Schlüsselwort ganz gelassen ausgesprochen. Da ist dieser Faden "Du hast doch geübt" --> "vorsorglich" --> "wohl gerüstet" --> "performt" --> "eingeübt"
Das ganze ist eine Show! Eine Reaktion, die lange gedanklich geprobt wurde, bis endlich die Situation eintritt und sie nun auf das Gegenüber ganz natürlich wirken soll.
Danke für Dein Lesen, barfly, liebe Grüße Anke _______________________________________ Die Malerei ist stumme Poesie, die Poesie blinde Malerei. (Leonardo da Vinci)
ich habe dies ebenfalls gern gelesen und die Pointe entzückend überraschend empfunden. Tatsächlich habe ich vorrübergehend einen Alkoholiker im lyr.Ich vermutet, der rückfällig scheint nun einstudierte Möglichkeiten, seine Sucht zu verbergen, versucht anzuwenden. Diese Lesart wurde allerdings durch Deine wohlüberlegten Formulierungen ad absurdum geführt und somit ziehst Du die Geschichte recht straight durch.
Ich freue mich, bald mehr von dir in dieser Rubrik zu finden!
ich danke Dir, das klingt wie ein Lob. Ich bin auch erfreut, dass die Selbstkontrolle rüber kam, und, ja, das hätte auch gepasst, wenn ich es in einen Alkoholiker hätte fließen lassen, stimmt. Aber dann eher etwas ruckiger, auch da hast Du Recht. Irgendwo anders ist dieser innere Dialog und die Personifizierung auch gar nicht richtig angekommen, so dass ich mich frage, ob ich zu uneindeutig schrieb.
Ich hoffe, dass mir ab und zu wieder eine Idee zu einem Text kommt, den Gefallen würde ich mir und Dir gerne tun.
Ganz liebe Grüße Anke _______________________________________ Die Malerei ist stumme Poesie, die Poesie blinde Malerei. (Leonardo da Vinci)
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