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Dieses Thema hat 6 Antworten
und wurde 677 mal aufgerufen
 Weltbühne
Nitrogenium Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 69

10.02.2005 15:06
Vaterland Antworten

Das stolze heil'ge Vaterland,
In dem wir sind geeinigt,
Wurd ohne Sinn und ohn' Verstand
Von außen her beleidigt!
Brüder auf! an die Gewehre!
Ziehn wir in das Feld der Ehre!
Auf's Vaterland seid ihr vereidigt;
Dienet eifrig seinem Heere!

Wir ziehn mit Freuden in die Schlacht,
Bereit, mit Stolz zu fallen,
Und jeder fürchtet unsre Macht,
Wenn wir die Fäuste ballen!
Brüder auf! an die Kanonen!
Keinen Feind sollt ihr verschonen!
Laßt unserm Land die Büchsen knallen;
Denn es wird uns reich belohnen.

Es gilt für diese höchste Pflicht
Kein Scheitern, kein Versagen!
Wer fällt der kommt vor's Kriegsgericht,
Da geht's ihm an den Kragen!
Brüder auf! und alles geben!
Krieg verheißt ein Heldenleben!
Nur brav gehorchen und nicht fragen;
Raus mit euch aus diesen Gräben!

Wollt ihr euch, feiges Hundepack
Zum Angriff wohl erheben?
Wir holen aus zum Gegenschlag,
Nun laßt die Erde beben!
Wollt ihr wimmernd Büchs' und Degen
Kindlich jammernd niederlegen?
Wollt ihr euch schon dem Feind ergeben?
Das ist gradezu verwegen!

Ich blicke auf das Trümmerfeld,
Seh uns den Krieg verlieren.
Um mich herum zerfällt die Welt,
Die Gegner triumphieren.
Besser wär's, ich würde fliehen,
Mich dem Feinde rasch entziehen,
Um seine Rache nicht zu spüren.


Genau so schicken Generäle
Das junge Volk gewissenlos,
Berechnend, kalt und rigoros
Durch einen Alptraum in die Hölle.
Und mag es dann zu Ende gehen,
Läßt man das weiße Fähnchen wehen.

sonnenschein Offline

Moderator


Beiträge: 131

10.02.2005 18:07
#2 RE:Vaterland Antworten


da fällt mir nur eins zu ein : klasse . mir fällt nichts auf, was ich jetzt bemängeln könnte, auch bei mehrmaligem durchlesen nicht.

lg

sonnenschein

Nitrogenium Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 69

10.02.2005 19:10
#3 RE:Vaterland Antworten

Hallo!

Danke sehr, das freut mich zu hören. Ich habe es bereits in anderen Foren ausgestellt gehabt, die Kritiker haben da bereits gute Arbeit geleistet.

Liebe Grüße
Nitro

____________________________________________________
Früher war ich eitel, jetzt bin ich perfekt.
--W.C. Fields

Paradiesvogel Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 60

16.02.2005 10:28
#4 RE:Vaterland Antworten

Hallo Kollegen,

was mich noch ein wenig stört ist die Elision des 'heiligen'. Das ist jetzt zwar Erbsenzählerei, aber ich muss auch zugeben, dass ich es nicht furchtbar genau gelesen habe. Das war jetzt das, was mich auf Anhieb störte und eine andere Lösung würde ich sehr begrüßen. Ansonsten eine schöne Idee, wie ich dir, glaube ich, schon woanders sagte :)

Lieben Gruß,
Paradiesvogel

Linespur Offline

Supermoderator

Beiträge: 321

16.02.2005 15:33
#5 RE:Vaterland Antworten

Hallo Nitrogenium,

mir fällt die Metrik auf, die bis auf die letzte Strophe durchgehend in Zeilen fünf und sechs einen Aufruf im Trochäus zwischen die Jamben schiebt. Wobei inhaltlich ist die Frage in Strophe vier schon fast kein Aufruf mehr, so dass das Stilmittel ab da ein wenig fraglich wird, allein ob des durchgehaltenen Schemas noch zu passen scheint. So ist es auch mit der letzten Zeilen der Strophen: Bis zur vierten ist der Wechsel zum Trochäus berechtigt, ob des Inhalts, ab dann aber eventuell ein wenig fragwürdig.
Noch einmal zur Metrik: In Strophe vier verlangt sie, "Wollt ihr" einmal Xx zu betonen und dann darauf xX. Bei gleichlautenden Zeilenanfängen fällt mir als Leser eine unterschiedliche Betonung immer etwas schwer. (Kästchenzählerei, denn da die Metrik sich so tadellos präsentiert, kommt man tatsächlich kaum aus dem Takt, ich geb es ja zu, zwinker.)
Inhaltlich fehlt mir eine Strophe zwischen vorletzter und letzter: Das lyr. Ich fragt sich noch, ob es flieht, oder sich der Rache stellt. Die Entscheidung aber bleibt offen, wird eventuell vage in der letzten durch die "weißen Fähnchen" nur angedeutet. Tatsächlich hat die Geschichte gezeigt, dass der einzelne Soldat in seiner Pflichtbewusstheit aber doch eher dazu neigt, sein eigenes Leben sinnlos hinzugeben, als Fahnenflüchtig zu werden?
Eine Formulierung empfinde ich als fragwürdig: "Wer fällt der kommt vor's Kriegsgericht,"? Nein, wer fällt, der wird - so er Glück hat - begraben. Meintest Du nicht eher, wer flieht?
Das soll es nun aber auch gewesen sein mit meiner kleinkrämerischen Mäkelei. Insgesamt ist Dir hier ein sehr starkes Werk gelungen. Die Umsetzung der Antriebsfedern in den einzelnen Strophen ist nur zu loben. Man sieht in Strophe zwei das stolzgeschwellte Heer ziehen und spürt ebenso in Strophe fünf die Verzweiflung des einzelnen Soldaten. Dass mir die moralische Quintessenz gefällt, macht es mir natürlich ebenfalls leicht, Dir ein bravo zuzurufen.

Lieben Gruß
Nina

Nitrogenium Offline

Anklangstechniker


Beiträge: 69

16.02.2005 16:02
#6 RE:Vaterland Antworten

@Paradiesvogel:
Die Elision ist nicht sehr schön, da gebe ich Dir Recht.
Was das mit dem "woanders schon gesagt" angeht... also, auf gf habe ich es nie veröffentlicht , vielleicht verwechselst Du es mit "Scheiterhaufen"?
Danke aber für den Kommentar und das Lesen.

@linespur:
Ich juss schnell machen, um 16:15 muss ich weg; ich werde den Kommentar morgen noch einmal editieren und erweitern.
Erst einmal danke schön für den sehr ausführlichen Kommentar!
Mit dem Trochäus hast Du Recht: Ich wollte damit immer die Befehle hervorheben, die der Feldherr gibt, was ich allerdings nicht vollkommen durchgehalten habe.
Das lyr. Ich in dem Gedicht ist ein hohes Tier im Militär, ein General oder etwas dergleichen: Er treibt seine Soldaten in die grausigen Schlachtfelder, ohne sich dabei selbst groß zu gefährden; wenn er Befehle gibt, spricht er von "ihr", wenn es was zum gewinnen gibt, dann spricht er freilich von "wir" (Dient ihr dem Heer, dem Vaterland <-> es wird und reich belohnen).
Der Krieg droht aber nun verloren zu gehen; der General überlegt nicht, ob er kapituliert oder weiterkämpft: Er wird kapitulieren, fürchtet aber die Rache des Feindes.
Der Widerspruch, fürs Sterben vors Kriegsgericht zu kommen, war Absicht: Z.B. in Full Metal Jacket heißt es an einer Stelle sinngemäß so: Wenn ihr sterbt, seid ihr in einer Welt voller Scheiße; weil es einem Soldaten nicht gestattet ist zu sterben, wenn es nicht genehmigt worden ist.

Ok, ich muss weg

Liebe Grüße
Nitro

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Früher war ich eitel, jetzt bin ich perfekt.
--W.C. Fields

Knudsen Offline

Versingenieur

Beiträge: 136

14.03.2005 20:29
#7 RE:Vaterland Antworten


Hallo Nitro,

Du hast den Punkt getroffen.
Bravo.
Liebe Grüsse Knud
"von anderen Welten komme ich ,mit meinem kleinen Dichterschiff"

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