Hallo sonnenschein,
dieses Gedicht passt nun gar nicht zu deinem Nickname hier auf dem Dichterplaneten. Aber das tut nicht zwingend etwas zur Sache. Bei deinem Gedicht gilt für mich ähnliches, wie bei dem Gedicht "und manchmal" von moni, welches du in einem anderen Unterforum hier finden kannst. Ich würde das Kleinschreiben am Zeilenanfang überdenken. In den Versen 1, 3, 4, 5, 7, 9 und 10 solltest du den Anfangsbuchstaben groß schreiben, somit kannst du es dem Leser auch einfacher machen, den Zugang zum Werk zu finden, ohne dass er sich an dem Lesefluss aufhalten muss. Da auch Satzzeichen fehlen ist der Leser fast dazu gezwungen das Werk (sei es auch noch so kurz) in einem Rutsch durchzulesen und das ist wie Skifahren auf einer Eisfläche. Man kommt zwar schnell vorran, sieht aber weder vorwärts noch rückwärts, bis man auf dem Schinken liegt ;) Allerdings birgt das Einbringen von Satzzeichen auch die Gefahr, dass jeder Vers gegen Ende ein Komma oder einen Gedankenstrich enthält und am Ende hast du mehr Sonderzeichen als Wörter in deinem Gedicht. Also stehen wir hier vor einem kleinen Dilemma. Ich versuche mal die zwei möglichen Lösungswege zu zeigen...
Variante A: Großschreibung
Schreiendes Verlangen
die Stimme ruft
Dem Himmel versprochen
Der Hölle geweiht
Rote Flüsse
im Schattenreich
Senke mein haupt
dem Messer zugeneigt
Verspüre den Schmerz
Er ist mein allein
> Vorteil: Der Leser hat die Möglichkeit, zu erkennen, wo gewisse Pausen beim Lesen möglich sind, und bekommt keinen Knoten in die Zunge bei der verzweifelten Suche nach passenden Enjambements.
> Nachteil: Reine Großschreibung ohne Satzzeichen macht optisch keinen professionellen Eindruck. Eher müsste man jeden Vers mit Großschreibung beginnen, doch dann haben wir das gleiche Problem wie vorher. Statt steter Kleinschreibung haben wir stets Großschreibung, Fragestellung bleibt die Gleiche.
Variante B: Satzzeichen
schreiendes Verlangen.
die Stimme ruft
dem Himmel versprochen,
der Hölle geweiht.
rote Flüsse
im Schattenreich.
senke mein haupt
dem Messer zugeneigt,
verspüre den Schmerz:
er ist mein allein
> Vorteil: deutlichere Strukturierung, einfacheres Lesen, sichtbare und lesbare Enjambements, wenn sie zum Lesen benötigt sind, bessere Konzentration auf Inhalt.
> Nachteil: Satzzeichenüberschuss. Bei einem so kurzen und prägnanten Werk mit wenig Worten (hier: 28 Wörter in 10 Zeilen, Durchschnitt: 2,8/Vers) machen zu viele Satzzeichen vielleicht einfacheres Lesen aus, aber gleichzeitig eine ziemlich lausige Optik.
Ich denke, der Mittelweg wird das gewünschte Ergebnis erzielen. Du wirst das schon irgendwie korrigieren können, das überlasse ich dir. Zum Inhalt kann ich dir nur soviel sagen, dass er mich zumindest nicht erreichen oder begeistern konnte, weil mir die Bildsprache schon zu oft über den Weg gelaufen ist und mir nichts neues bringt.
Liebe Grüße,
Benne|MasterAdaM