Hallo barfly!
Ein kompaktes, bildreiches Werk hast du da geschaffen...
In der Form habe ich nichts zu kritisieren, da es sich hier um eine sehr freie Form handelt. Kein Wort zuviel.
Was dir besonders gut gelungen ist: die Alliterationen in jeder Strophe, welche die Bilder verstärken und klanglich sehr wirkungsvoll sind. Zwar ist der Klang nicht angenehm, aber schliesslich heisst es "funktionieren" und nicht "leben".
Nun zur Interpretation:
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Dein Wendeatem
Du steigst ein mit einem Bild, der mir beim ersten Hinsehen sehr positiv erschien. Der Atem als Essenz des Lebens überhaupt, als Grundlage.
Der "Wendeatem" an sich - fast wie eine Maschine, leistungsfähig, wie ein gutes, wendiges Auto. (Aber auch erst im gesamten Kontext gesehen... beim ersten Hinschauen legt sich ein positives Bild nieder)
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entzieht sich klirrender Kälte
Das aktive "sich entziehen" bestätigt das Lebendige um im
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zersplitternd
wieder zunichte gemacht zu werden. Ist das Lebendige ausserhalb des Funktionierens, ausserhalb der klirrenden Kälte, nicht überlebensfähig?
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Dein Hauch von Hals
Der Hauch erinnert an den Atem, nur schwächer (ja klar, der ist doch eben zersplittert
.
Der Hals, als Verbindung zwischen Emotion und Intellekt.
Der "Hauch von Hals" jedoch bekommt eine ganz andere Dimension: die Verbindung erscheint gestaucht, verkrampft. (Nackenverspannung durch Stress, als chronische Krankheit unserer Zeit?)
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zur Salzsäule erstarrt
Die Unbeweglichkeit, die Starre wird hier gleich doppelt gemoppelt gemalt. Obwohl ein sehr klassisches (gar mythologisches Bild) wirkt es hier nicht abgelatscht, sondern sehr passend und wirkungsvoll.
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sturmfest
"sturmfest"... unerschütterlich, sicher, wie eine Burg. Aber in diesem Kontext grinst das Bild recht ironisch - der unbewegliche, unflexible Mensch, der sich selber als "stabil" bezeichnet... Sehr gut getroffen!
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werkelnder Wahn -
sinn
verendelnd lebendig
Geschwindigkeits kreisend
Von der Starre direkt in den Sturm. Ohne Übergang. Das lässt darauf schliessen, dass es nicht chronologisch abläuft, sondern zeitgleich. Auch dieses Bild sehr subtil und gut getroffen.
Das "lebendig" ist auch wieder sehr zynisch, da das alles zwar sehr bewegt, aber keinerlei lebendig ist.
Der mitreissende Rhythmus der letzten Strophe verdeutlicht, dass dieses Bewegte ausser Kontrolle geraten ist.
Einzig das lässt mich rätseln:
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verendelnd
verendelnd?? kannst du mir die Bedeutung dieses Wortes erklären? (man ist ja lernfähig...)
Auch frage ich mich, ob "Geschwindigkeits kreisend" nicht ein Wort sein sollte... und wieso genau du Wahn-sinn getrennt hast - und dadurch dein Strophenschema brichst.
Ausser die paar Fragezeichen aber ein sehr gelungenes Werk. Zwar lässt es mich gänzlich unbefriedigt, aber angesichts des Themas sollte das wohl beabsichtigt sein.
lg, dora