vor einem jahr circa, habe ich nur einen auszug aus novalis heinrich von ofterdingen gelesen (der beginn der geschichte, der traum von der blauen blumen) und habe sie weitergeschrieben, hier das resultat
[…] Endlich wollte er sich nähern, als sie auf einmal sich zu bewegen und zu verändern anfing; die Blume neigte sich nach ihm zu und die Blütenblätter zeigten einen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte.
Das Gesicht, es schien als ob es in den Himmel emporstiege, doch war es nur Schein, denn das liebliche Gesicht wich nicht von seinen Augen und war in fühlbarer Nähe. Es schien, als hätte das Gesicht ihn in seinen Bann gezogen, als hätte es ihn von seiner Magie verzaubert. Blonde Engelslocken fielen vom Gesicht, wie ein Wasserfall, umgeben von grün leuchtenden Blättern und bunt glänzenden Blumen, wie ein Wasserfall beleuchtet von rot schimmernden Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne. Die grünen Augen des Gesichtes strahlten durch seine Augen hindurch, sie hatten etwas geheimnisvolles, sie waren voller Abenteuer, die er bewältigen wollte. Er verspürte eine emotionale Erregung, als er in diese Augen blickte. Es waren keine Augen, sondern viel mehr waren es die Fenster seiner Seele. Das Gesicht, es war ihm unbekannt und doch brachte ihn dessen Aura an einen ihm bekannten Ort und wenn er in dessen Augen blickte, meinte er durch sich selbst hindurchzublicken.
Er streckte seinen Arm aus um das liebliche Antlitz der Blume zu berühren, doch konnte er sich nicht rühren, seine Arme waren wie gelähmt. Die Blume, das Gesicht, sie waren kaum einen Schritt von ihm entfernt und doch waren es jahrelange Tage des Wanderns um sie zu erreichen. Es war, als wäre eine Ewigkeit zwischen ihnen. Er versuchte erneut seinen Arm zu regen, doch sein Arm bewegte sich nicht, auch seine Beine waren wie angewurzelt. Er wollte schreien, doch war es, als hätte er nie gesprochen, als hätte sein Mund nie die Vibrationen, die seine Stimme auslösten, gespürt.
Er konnte nicht begreifen warum er wie gelähmt inmitten einem Meer von Blumen stand. Er glaubte, es hätte eine unsichtbare Instanz seinen Köper an eine Wand genagelt; doch konnten seine Augen die Wand nicht erblicken.
Ein zart schimmernder Tropfen löste sich von der Blume und sie schloss ihre Blätter, wurde kleiner und kleiner und verschwand in der kostbaren Erde auf deren Oberfläche alle anderen Blumen wuchsen und gediehen. Seine Augen erblickten den wohltuenden Anblick von so vielen Blumen, dass es fast an der Unendlichkeit grenzte, doch keine Blume war wie diese blaue Blume, die ihn noch vor einen Augenblick in seinen Bann gezogen hatte.
Plötzlich sank sein Körper auf den Boden, als hätte diese unsichtbare Instanz die Nägel aus seinen Körper gezogen.
Nur ein Gedanke schwebte durch seinen Kopf: Ich muss die Blume erblicken, wenn nicht heute, dann morgen, wenn nicht morgen, dann am folgenden Tag und wenn ich für die Ewigkeit meine Blume suche. Er erhob seinen Körper und machte sich auf die Suche nach seiner Blume. Endlose Wege ging er, die Zeit schien nicht zu existieren und immer wenn die Sonne mit den Konturen der Natur in der Finsternis der Unwissenheit entschwand, entsann er sich seiner Blume, wie die Engelslocken des Gesichtes im schimmernden Rot der untergehenden Sonne glänzten. Alleine und einsam beim Betrachten des Sonnenunterganges lag die Stimme des Gesichtes wie ein Schleier über dem Horizont. Er machte sich wieder auf den Weg von dem er gekommen war, sah wunderliche Tiere, lebte mit mannigfaltigen Menschen, war bald im Kriege, in wildem Getümmel, in stillen Hütten, doch seine Empfindungen ragten nicht über ihn hinaus. Eine tiefe Melancholie hatte seinen Körper befallen.
Als er die damals wilden unbekannten Gegenden, doch jetzt schlummernden bekannten Gegenden erreichte, zwang Kraftlosigkeit ihn zu Boden und schloss die Lider seiner Augen.
Die blaue Blume stand vor ihm, das zärtliche Gesicht lächelte ihm zu und er vernahm den süßlichen Duft seiner Blume, der sich rund um ihn ausbreitete. Tränen der Erleichterung flossen aus seiner Seele, doch plötzlich erwachte er aus seinem zauberhaften Traum. Er verspürte einen Tropfen auf seinen Körper und als er seinen Blick emporrichtete, erblickte er die blaue Blume. Er betrachtete sie lange, mit unbeschreiblicher Zärtlichkeit. Die Blume neigte sich nach ihm zu und die Blütenblätter zeigten einen ausgebreiteten Kragen, in welchem ein zartes Gesicht schwebte.
Blonde Engelslocken fielen vom Gesicht, wie ein Wasserfall. Es lächelte ihm zu und sein Lächeln füllte ihn mit unnennbarer Liebe.
Das Gesicht schwebte höher und wie durch einen Pinselstrich bildete sich ein zarter Körper, der mit der Natur zerfloss; seine betörend weißen Flügel schillerten und glänzten im schimmernden Rot des Sonnenunterganges. Die Hände des Körpers berührten ihn an seinem Rücken und ihm war, als hätte Gottes Hand seinen Leib gestreift; er spürte wie ein goldener Strahl durch ihn emporstieg, in der Luft, nahe dem Himmel auseinander ging und die goldene Farbe wie ein Schleier auf sie hinab fiel und die Erde in ein goldenes Meer verwandelte. Sie reichte ihm seine Hand und gemeinsam schwebten sie in den Himmel.
Sein süßes Staunen wuchs mit der sonderbaren Verwandlung, als ihn plötzlich die Stimme seiner Mutter weckte und er sich in der elterlichen Stube fand, die schon die Morgensonne vergoldete. […]
___________________
Lesen gefährdet die Dummheit