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 Kurzgeschichten
goosie Offline

Versingenieur

Beiträge: 250

15.04.2005 08:34
Die Liebeserklärung Antworten

Der Mond leuchtete silbergold am Himmel, eingebettet in der Pracht der Sterne. Nur kleine lange Dünen von Wolken schlängelten sich um ihn. Der Wind schlich sich durch die Blätter der hohen Eichen in jener Nacht. Die Vorhänge tänzelten im Gesang des Windes, es waren die Vorhänge zum Schlafgemach eines unbeutenden Dichters. Geblendet vom silbergoldenen Schein des Mondes erwachte er. Er konnte nicht mehr schlafen und irrte in der Finsternis durch den Raum auf der Suche nach einer Kerze. Er tastete sich durch den Raum, vorsichtig und langsam, um nichts zu zerstören oder auf etwas zu treten, sodass er stolperte. Endlich hatte er es geschafft den Weg zu einer Schublade zu finden, in der er gewöhnlich seine Kerzen aufbewahrte. Und auch dieses Mal konnte er seine Kerzen hier vorfinden. Erfüllt mit dem Schein der kleinen Flamme, schien der Raum nun kleiner, einengender und die Schatten bewegten sich, sodass es schien als ob der Raum nun zum Leben erwacht war. Die Schatten flatterten über die gelblich getünchten Wände, doch der Dichter beachtete die tanzenden Schatten nicht. Er setzte sich an seinen aus Holz gemachten Schreibtisch auf dem seine Schreibsachen ordentlich aufgestapelt waren. Inmitten des Schreibtisches stand ein großes Tintenfass, mit einer langen und wahrscheinlich sehr teuren Feder darin. Er setzte sich auf seinen Stuhl vor dem Schreibtisch und stützte den Kopf in seine Handflächen. Er starrte ins Leere ohne sich zu bewegen. So saß er dort für einige Stunden, bis er ein Blatt Papier herausnahm und seine Feder auf dem Papier ansetzte. Seine Bewegungen waren langsam und immer wieder unterbrochen. Und jedes Mal wenn er sein Schreiben unterbrach, stützte er seinen Kopf auf seinen Händen und starrte ins Leere.

Liebste

Ich kann nicht länger schweigen, die Worte brechen aus, aus dem Gefängnis meines Körpers. Ich versuchte zu schweigen und habe es geschafft, über Tage, Wochen, Monate, ja Jahre habe ich geschwiegen; doch heute in dieser Nacht, in der der Mond auf mich blickt und mir mit seinem zarten Schein den Weg aus meinem Elend weist, kann ich endlich mein Schweigen beenden und in dieser Nacht mit diesem Blatt Abschied nehmen.
Wahrscheinlich weißt du nicht, wer ich bin, doch ich kenne dich, besser als du dich selbst. Ich sehe dich seit Jahren jeden Tag und beobachte dich, wie du redest, wie du lachst, wie du weinst, wie du liebst und wie du mich nicht siehst. Ich weiß nicht warum du mich nicht siehst. Es scheint mir, als blicktest du durch mich hindurch. Doch wie kannst du mich übersehen, meine Seele ist so stark in jenem Moment in dem ich dich erblicke, dass sie in leuchtendem Gold strahlen müsste. Doch du blickst durch mich hindurch, als wäre mein Körper nichts weiter, als ein kleiner Windstoß, der durch dein Haar fährt. Du streichst dir dein Haar aus dem Gesicht und es ist als wäre dieser Windstoß nie durch deine Haare gestrichen.
Es ist schon viele Jahre her, als du in dieses kleine Städtchen kamst, dein blaues Kleid wehte um deine Beine und dein Haar spielte mit dem Wind. Du warst so schön, als wärst du eines Engels Tochter. Deine Augen strahlten in einem wunderschönen blauen Grün an jenem Tag, als ich dich zum ersten Mal sah. Meine Beine versagten und ich blieb stehen vor dir, du blicktest mich an, doc h du sahst mir nicht in die Augen und gingst weiter. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich dich dort sah, mit dem Rücken zu mir, dich entfernend von mir. Warst du der Grund für den ich leben sollte? Warst du das Schicksal, mein Schicksal? Ich wusste es nicht und so ging ich weiter und machte mir meine Gedanken. Wir sahen uns noch oft auf der Straße, doch weder meine Gestalt, noch meine Seele, die nach dir schrie, interessierte dich. Du standest nur vor mir, ohne ein Wort, ohne einen Blick und liefst an mir vorbei. Jedes Mal. Ich ging dir nach, beobachtete dich, wie du in deinem blauen Kleid auf dem Balkon standest und deine Augen ins Unbekannte schweiften. In deinen Kopf vorzudringen, gelang mir nicht. Es gab Nächte, an denen du am Fenster saßest und weintest. Deine Tränen erfüllten die Luft mit Traurigkeit, die Blumen wurden blass, die Bäume grau. Die Sonne wurde von Tausenden von Wolken verdeckt. Deine Traurigkeit flog in meine Seele und nie konnte sie sich mehr von ihr lösen. Und noch immer ist es deine Traurigkeit, die in meiner Seele weilt, genau jetzt in diesem Augenblick. Und auch der Mond ist von dieser Traurigkeit erfüllt.
Doch manchmal standest du auf dem Balkon, sahst zum Himmel und auf deinem Mund glaubte ich ein Lächeln zu erblicken. Und es war ein Lächeln; du warst noch viel schöner als je zuvor. Dein ganzes Gesicht strahlte. Und in diesem Moment, stellte ich mir vor, wie du vor mir stehst und dieses Lächeln mir gilt. Doch dem war nicht so.
Eines Tages war ich auf der Straße und du lächeltest mir ins Gesicht, ich war überglücklich. Mein Herz schien beinah stehen zu bleiben. Ich hatte Tränen in den Augen, so sehr freute sich meine Seele über dein Lächeln. Doch hinter mir war ein Mann, den ich noch nie gesehen hatte und du, du fielst ihm um den Hals, küsstest ihn, mit deinen sinnlichen Lippen.
Auf das war ich nicht gefasst. Ich wandte mich um und lief weg, ich lief und lief; ich konnte nicht mehr aufhören zu laufen. Ich wollte ans Ende der Welt, doch die Welt endete nicht. Nur meine Kräfte endeten. Ich fiel auf die Erde und es schien als ob mein Körper und die Erde für einige Momente vereint wären. Und da begriff ich, dass dein Herz nie mir gehören wird. Nicht heute, nicht morgen, niemals. Tränen strömten aus mir, wie ein Fluss von den Gletschern fließt, doch ich wollte dir noch das alles sagen, damit du es weißt und begreifst warum das alles geschieht.
Ich liebe dich, mehr als mein Leben. Mehr als alles auf der Welt, obwohl ich noch nie mit dir gesprochen habe, obwohl du mir noch nie in die Augen sahst. Aber eines weiß ich, ich kann nicht ohne dich weiter leben. Könnte ich nur einmal deine Hand halten, nur einmal dein Herz schlagen hören, wäre mein Leben erfüllt, wäre ich glücklich. Ich möchte nicht, dass du meine Liebe erwiderst, ich möchte nur einmal deine Nähe spüren, möchte nur, dass du mir einmal in die Augen siehst, möchte nur, dass einmal dein Blick für mich bestimmt ist und sei es ein hasserfüllter Blick. Es würde keine Rolle spielen. Ich sehe wie die Vögel zum Horizont fliegen in stiller Zweisamkeit. Meine Seele möchte ihre Flügel ausbreiten und mit ihnen zum Horizont fliegen und dort wird sie auf dich warten. Der Wunsch danach wird immer stärker, ich kann ihm nicht länger standhalten.

Dein dich immer Liebender.

Er nahm seine Feder und legte sie wieder in das Tintenfass, versiegelte den Brief mit dem Wachs der Kerze und küsste ihn. Tränen tropften auf das Papier. Er nahm den Brief in seine Hand, verließ das Haus, klebte eine Briefmarke darauf und warf ihn in den Postkasten am Ende der Straße ein.
In einigen Tagen wird sie es wissen, dachte er bei sich. In einigen Tagen.
Noch in dieser Nacht, machte er sich auf dem Weg zu jener Brücke, an der er viele kostbare Stunden gesessen hatte um nachzudenken. Dort saß er noch eine Weile, sein Kopf war voll von wirren Gedanken. Sein Kopf schien zu explodieren. Tränen der Sehnsucht und Tränen des Leids flossen aus seinen Augen. Er stand auf und torkelte benommen zum Geländer der Brücke. Die Brücke war sehr alt. Sie war gepflastert und wunderschön. Efeu wuchs an ihr entlang. Ein Vogel weilte auf der Mauer, breitete seine Flügel aus und flog davon.

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Lesen gefährdet die Dummheit

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